Bei unserem Besuch in Malaga haben wir einiges erlebt.
Hier mein Erlebnisbericht vom Samstag den 16.6.2007
Ein sehr interessantes Naturschutzgebiet ist das Delta des Rios del Guadalhorce. Ein idealer Treffpunkt, der gut mit dem Bus zu erreichen ist, ist eine nahe gelegene Kirche. Neben der Kirche liegt ein Friedhof, auf dem Eukalyptusbäume stehen, eine für uns ungewöhnliche Friedhofsbepflanzung. Auf den Busfahrplan sollte man sich allerdings dort nicht zu sehr verlassen, da die Busse zum Teil ausfallen. Uns ist es passiert, dass der Busfahrer noch bei seiner Freundin war und deshalb seine Schicht nicht pünktlich antrat. Hierbei stellten wir erstaunt fest, dass das für niemanden ein großes Problem war und sich niemand darüber aufregte.
Zeitweise führt der Guadalhorce sehr wenig Wasser, aber es gibt auch eine Überschwemmungszeit. Damit die Keller der nahe gelegenen Häuser nicht voll laufen, wurden künstliche Deiche aus Beton angelegt.
Auch in Böblingen auf dem Panzerübungsplatz wird in die Natur eingegriffen, um deren außergewöhnliche Vielfalt zu erhalten. Die Panzer fahren in bestimmten Bereichen über die Erde und hinterlassen tiefe Panzerspuren, die im Laufe der Zeit dazu geführt haben, dass sich Wasser in den Vertiefungen ansammeln konnte und so ein natürliches Biotop entstand. Im Naturschutzgebiet am Rio del Guadalhorce übernehmen diese Arbeit Bagger, die Löcher ausheben, und so eine einzigartige Lagunenlandschaft gestalten. Das Paradoxe dieses Naturschutzgebiets ist, dass es direkt neben der Stadt liegt. Genau dieser Grund macht es auch so wertvoll. Es bildet einen ökologischen Ausgleich zur Stadt. Während dem Aufenthalt im Naturschutzgebiet bemerkt man ständig die Flugzeuge vom nahen Flughafen, die über einen hinweg fliegen. Man bemerkt den städtischen Einfluss auch bei dem Blick aufs Meer, denn hier steht eine alte Ammoniakplattform (Ammoniak NH3). Dennoch entwickelte sich hier ein vielfältiger Lebensraum für Flora und Fauna.
Der Rio del Guadalhorce fließt direkt ins Meer und man kann an der Mündung im Strand seine Fähigkeiten im Spurenlesen beweisen. Zwischen bekannten Spuren von Hunden und Vögeln entdeckt man auch weitere, die man keinen Lebewesen ohne weiteres zuordnen kann. Wir rätselten ob es vielleicht doch Vögel, Wildfüchse oder gar Katzen sein könnten.
Am hinteren Rand des Strandes findet man als erste Vegetation eine typische Strandpflanze, sie heißt Teucrium. Es ist eine kleine hellgrüne Pflanze mit gelben Blüten. Sie hat weiße kurze Härchen, die die Pflanze vor zu viel Wasserverlust schützen, da sie das Licht reflektieren. Gleich daneben findet man Treibholz, dass von Salz und Sonne gebleicht wurde. Dies macht die immense Kraft der Sonne deutlich. Begibt man sich auf einen Pfad, der in das Innere des wichtigen Naturschutzgebiets führt, trifft man auf eine Vielzahl geschützter und seltener Pflanzen, aber auch bekannte und weit verbreitete Exemplare sind darunter. So findet man zum Beispiel die „Stechpflanze“, eine Stranddistel. Unter ihren spitzigen Blättern finden viele kleine Reptilien und flinke Spitzmäuschen Unterschlupf. Sobald die Natur ungestört ist, wachsen einzigartige Pflanzen und bilden nahezu ein Wüstenbiotop. Am Wegesrand kann man bei genauem Hinschauen eine Spritzgurke entdecken. Die direkte spanische Übersetzung ist Teufelsgurke. Bei Berührung spritzt sie ihre Samen hinaus.
Dort wo Binsen und Schilf wachen, ist es feucht und dies ist ein Zeichen für Wasser. Neben Disteln (Cardo Espinosa) wachsen wilde Möhren, deren „Köpfe“ sich tagsüber schließen, um die Wasserverdunstung zu minimieren. Zigeunerinnen stecken Jasminblüten hinein und stecken sich diese an oder verkaufen sie. Dies ist auch ein typisch andalusischer Haarschmuck für Frauen. Dies nennt man Viznaga.
Nicht nur die Pflanzen müssen sich vor zu viel Wasserverlust schützen, sondern auch Schnecken, die sich an Stängeln festkleben und zusammenziehen. Bei vielen Pflanzen- und Tierarten kann man feststellen, dass sie sich zu ihrem Wohl an ihre Umgebung anpassen.
Am Wegesrand findet man noch mehr von der erstaunenden Pflanzenvielfalt des Naturschutzgebiets. So sind wilder Fenchel und Rizinus, sowie Tamarisken und die Nikotiana glauco keine Seltenheit. Die Blätter der Nikotinia glauco rauchten früher die Armen, als Zigarettenersatz. Man kann aber auch in den Genuss ihrer süßen Blüten kommen, an denen man einfach nur saugen muss. Während wir die süße Versuchung genossen, flog ein Cigüeñela, eine Art kleiner Storch, über uns hinweg.
Die Lagunen führen ständig Wasser und bieten einen idealen Nistplatz für viele Vogelarten. Direkt dahinter sieht man als Gegensatz eine Autobahn. Auf den kleinen Seen schwimmen viele verschiedene Entenarten. (z.B. Mandarinenenten und Blesshühner). Mitten auf dem Weg fanden wir Eier. Wir entdeckten sie erst sehr spät, da sie sehr gut getarnt waren. Der Fachausdruck ist Mimikry. Vermutlich gehören die Eier Perlhühnern. Sie brüten die Eier nicht aus, sondern die Hitze der Sonne reicht aus. Dennoch fragten wir uns, ob die Eltern der Eier nachts kommen, um sie zu wärmen, da es nachts doch sehr kühl werden kann.
Einige Meter weiter fanden wir Hasenkot, was eine weitere Überraschung für uns war. Gleich daneben sahen wir staunend eigenartige Käfer und Wanzen, die in verschiedene Blüten hinein gekrochen waren.
Nach dem Besuch im Naturschutzgebiet gingen wir am Strand entlang, um ein typisches andalusisches picknick zu machen. Auf dem Weg dort hin sagen wir einige tote Krebspanzer, die Strandkrabbe und die Felsenkrabbe.
Zu dem entspannten Picknick gehörte Sardinenbrötchen und gegrillte Sardellen, dazu Pisto, Weißbrot und gemischter Salat. Als frisches Gemüse gab es Tomaten und Oliven. Der Nachtisch bestand aus Birnen und Schokoladenkuchen. In dieser ausgelassenen Atmosphäre ließen wir den Tag ausklingen. Allerdings muss man sich gut eincremen, da die stechende Mittagssonne nicht zu unterschätzen ist, trotz des kühlen Windes. Das Wasser ist ebenfalls kühl, da das Wasser sich von oben nach unten erwärmt und die oberste Molekülschicht vom Wind mitgenommen wird. So hält er die Erwärmung des Wassers auf. Mit dieser nützlichen Information genossen wir das kalte Nass.
Sabrina